Gemeinde Schollene
Wo die märkische Kiefer weite Flächen mit dunklen Wäldern überzieht, wo Moor und Heide sich berühren, wo die Havel in zahlreichen Windungen durch saftige Wiesen ihrer Vereinigung mit der Elbe zustrebt, wo der See mit seinen Möwenschwärmen wie Silber in der Sonne blinkt, liegt Schollene.
948 wird Schollene zum ersten Mal urkundlich erwähnt, weiterhin Niecerin (Nierow) und Malici (Mahlitz). Der Name ist wendischen Ursprungs, SKOLENA bedeutet „aus dem Knie“. Der Havellauf beschreibt um die Burginsel herum die Form eines Knies. Der 30-jährige Krieg hat die Gegend fast gänzlich entvölkert, Nachbarsiedlungen verschwanden völlig. Zur Blüte kam Schollene als Marktflecken des 18. Jahrhunderts mit bis zu 3.000 Einwohnern. Aber eine verheerende Brandkatastrophe vernichtete dann 1844 fast den gesamten Ort.
Die Schollener Landschaft weist eine vielgestaltete, artenreiche Naturausstattung auf. Unzugänglich, scheinbar unberührt, zieht der Schollener See, besonders durch seine artenreiche Vogelwelt, wie z. B. den Seeadler und die Graugans, die Aufmerksamkeit des Beobachters auf sich.
Bekannt ist der seit 24. April 2004 staatlich anerkannte Erholungsort vor allem durch den in unmittelbarer Nähe gelegenen See mit seinen schwimmenden Inseln und der Gewinnung des Heilschlamms „Pelose“. Dieser findet Anwendung bei rheumatischen Erkrankungen, Sportverletzungen und der Kosmetik. Bei einem Rundgang durch den Ort stößt man auf viele sehenswerte Objekte. So zum Beispiel auf das spätbarocke Schloss und die Museumsscheune. Die sanierte Bockwindmühle dient heute als Aussichtspunkt. Die technische Ausstattung ist teilweise erhalten.
Das ehemalige Schloss wurde von den letzten Vertretern der Familie von Printzen im Jahre 1752 erbaut. Es besteht aus einem Mittelteil und zwei eineinhalbgeschossigen Seitenflügeln, die jedoch erst später angebaut wurden.
Schollene und seine Umgebung reizen zu Radtouren und Wanderungen zu jeder Jahreszeit, auf denen man die Gegend erkunden kann und auch die Möglichkeit der Einkehr und Übernachtung hat. Ob Sie die artenreiche Vogelwelt des Schollene Sees beobachten möchten oder im Herbst Pilze suchen, Sie werden von der Vielfältigkeit der Natur des Schollener Ländchen überrascht sein. An der Havel befindet sich eine Badestelle und Wasserwanderer sind willkommen.
Ortsteil Ferchels
Mäharbeiten in Ferchels
Ferchels ist eine alte slawische Siedlung, die in Hufeisenform aufgebaut worden war. Der Name stammt aus der Wendenzeit (Verchels, Verchen o. Vrucha = Gipfel) und begründet sich aus dessen Lage auf etwas erhöhtem Gelände. Urkundlich wurde Ferchels 1369 erstmalig erwähnt, als Werner von Rosenburg auf Schollene seiner Ehefrau das halbe Dorf als Leibgedinge vermachte. Die Bewohner sollen sich hauptsächlich von Fischfang ernährt haben, der See ging früher bis an das 14 Häuser zählende Dorf heran.
Im Jahre 1681 wird Erdmann I. von Predole, 1685 Joachim Ehrenreich von Katte mit der Feldmark von Ferchels belehnt. Während des 30-jährigen Krieges wurde Ferchels verwüstet und ist im Jahre 1734 infolge Brandstiftung vollständig abgebrannt. Ein Mädchen soll aus Rache das Dorf in Brand gesteckt haben. Sie wurde zur Strafe öffentlich verbrannt. Noch bis zum Jahre 1882 bezeichnete ein Gedenkpfahl die Stelle der Urteilsvollstreckung. 1873 wurde die neue Kirche feierlich eingeweiht, sie wurde mit Hilfe eines Gnadengeschenks Kaiser Wilhelm I. wieder aufgebaut. Im Jahre 1871 lebten 215 Einwohner in Ferchels, im Jahre 1985 z.B. nur noch 67.
Bis 1928 gab es im Ort eine Bockwindmühle. Die alte einklassige Volksschule wurde von 1879 bis 1926 besucht, das Gebäude steht heute noch neben der Kirche. Später wurde ein neues Schulgebäude genutzt, in dem die 1. - 4. Klasse unterrichtet wurde. Nach 1945 waren Herr Juraschek, Herr Meyer und Herr Koch Lehrer. Im Herbst 1953 wurde der Schulunterricht in Ferchels eingestellt. Nachdem beförderte man die Kinder in einem von Pferden gezogenen Schulwagen nach Schollene. In dem leerstehenden Schulgebäude betrieb die Konsumgenossenschaft eine Gaststätte und einen Lebensmittelladen. 1990 zog die Naturschutzstation (Biosphärenreservat Mittelelbe) in das Haus ein. In Ferchels gibt es jetzt Ferienwohnungen, einen Naturladen und eine kleine Pizzeria, die an Wochenenden geöffnet hat.
Das Gut Karlstal (Carlsthal)
Carlsthal ist einen Kilometer von Ferchels entfernt, liegt in einer Senke wie im Tal und vielleicht rührt daher auch der Name. Es war ein landwirtschaftliches Forst-Gut. Das dazugehörende Forsthaus wurde vom Förster bewohnt. Ganz früher, so erinnern sich alte Ferchelser, stand nur das kleine Gutshaus als Fachwerkbau. Im 19. Jahrhundert erfolgte der Anbau der beiden großen Seitenflügel. Auch eine Schnapsbrennerei gehörte dazu. Der letzte Besitzer vom Gut Carlsthal war bis 1945 Victor Achter: Er kam aus dem Rheinland und war Tuchfabrikant. Ein gewisser Fritz Schwarzlüher war sein Vorgänger bis in die 30er Jahre. Während der letzten Kriegstage diente das Gutshaus als russisches Lazarett. Danach zogen Flüchtlingsfamilien aus Westpreußen ein. Letzter Mieter war bis 1979 der Forstbetrieb Klietz. Bis zu zehn Frauen arbeiteten hier in einem Betrieb, der als Zulieferer für das damalige Fernsehgerätewerk Staßfurt arbeitete. Das Gutshaus und das ehemalige Forsthaus sind heute wieder bewohnt.
Ortsteil Mahlitz
Wildgehege in Mahlitz
Mahlitz liegt 7 km von Schollene entfernt, umgeben von Misch- und Nadelwäldern. Es ist wendischen Ursprungs und wurde bei der Stiftung des Bistums Havelberg 948 und 1150 als "malici" erwähnt. Auch die Bauart des kleinen Dorfes als Rundling und die Endung seines Namens "-itz" verraten diesen Ursprung. Weiterhin hieß es im 12. Jahrhundert "malicin", denn es gab ein Schriftstück, das eine Klage zwischen dem Kloster Jerichow und dem Bistum Havelberg enthielt. In diesem Erschien der Name des Pastors von "malicin" und "scolene". So hatte Mahlitz zu diesem Zeitpunkt auch schon eine Kirche, die auf dem Ackerplan gestanden haben soll, der heute noch die "Dorfstelle" heißt.
1305 trat in einem Vertrage Gerhards von Plotho mit dem Kloster Jerichow ein Pfarrer Konrad aus "malitz" auf. Im 14. Jahrhundert wurde Mahlitz wahrscheinlich wüst und danach an einer anderen Stelle neu aufgebaut und hat bereits den 30jährigen Krieg bestanden. 1872 gehörte Mahlitz einem Major Rudolf von Katte. Es war ein zu Wust gehörendes Vorwerk und enthielt mit Inbegriff von einem Kolonistenhause nur 10 Feuerstellen. Das Gut wurde dann ausgebaut. Die Gerichtbarkeit stand dem Rittergute zu. Der Ort gehörte zum Polizeibezirk Scharlibbe und hatte einen Krug und eine Schäferei.
Kuno von Katte, der Sohn des Majors Rudolf von Katte und seine Ehefrau Anna übernahmen die Geschäfte des Schlosses mit dem dazugehörigen Gut. Er arbeitete selbst auch fleißig mit. Das Rittergut hatte eine Größe von 1.000 ha. Um die Einnahmen zu vergrößern, entschloß er sich zur Entwässerung des großen Luchs. Ein Spruch über dem Eingang des Schlosses lautet: "Ich und mein Haus, wir wollen dem Herren dienen".
In dem schönen Park befindet sich die Familiengrabstätte derer von Katte. Das Gut bestand bis zum Ende des zweiten Weltkrieges, wurde dann durch die Bodenreform aufgeteilt. Seit 1946 bis zum heutigen Tage wurde es als Wohnungen genutzt. Ursula von Katte, die Schwester des Gutsbesitzers, arbeitete nach dem Krieg als Gemeindeschwester im Bereich Mahlitz, Neuwartensleben und Ferchels. 1949 wurde Mahlitz der Großgemeinde Schollene angegliedert.
Ortsteil Neu-Schollene
Ortseingang Neu-Schollene
1896 gab von Alvensleben das Gut Neu-Schollene in Erbpacht an Martin Schiele. Dazu gehörte auch die Stärkefabrik in Neu Molkenberg. In Caputh, wo vor dem 30-jährigen Krieg ein kleines Dorf stand, hatte sich eine Familie ein Haus und eine Scheune errichtet. Schiele baute dieses Gehöft zu einer Schäferei um und gab dafür den Leuten ein Haus in Neu- Schollene. 1898 wurde die sogenannte Schnitterkaserne gebaut.
Um billige Arbeitskräfte zu haben, holte er sich von März bis Oktober Polen und Tschechen auf sein Gut. 1908 begann der Bau des Gutshauses, ihm folgten Scheunen und Stallungen. Die Steine dafür ließ er aus seiner 1903 gekauften Ziegelei bei Potsdam auf dem Wasserweg heranschaffen. Zu jener Zeit war der Neu-Schollener Graben noch breiter und tiefer, so daß bei Hochwasser kleinere Schiffe die Steine bis an das Dorf bringen konnten.
1912 ließ Schiele die gepflasterte Straße in Neuschollene bauen. Schiele, der Reichstagsabgeordneter und später Landwirtschaftsminister war, kam nur noch selten nach Neu-Schollene und gab 1931 das Gut an Jochen Anton von Alvensleben zurück. Die Stärkefabrik stellte ihre Produktion ein. 1945 war das Gut ohne Besitzer, das alte Gutshaus wurde von Granaten getroffen und brannte nieder. Bewohnt wird heute noch das neue Gutshaus.
Ortsteil Molkenberg
Kirche in Molkenberg
Molkenberg ist als Siedlungsgebiet schon sehr alt. Es war ein Wendendorf und soll in alter Zeit eine halbe Stunde nördlich, unter anderem Namen, gestanden haben. Von hier aus gingen die Bewohner "zu dem Berg", auf dem der heutige Ort steht, um die auf die Weide getriebenen Rinder zu melken. Daher der Name Molkenberg.
Die Bewohner haben sich etwa im 6. Jahrhundert hier angesiedelt und betrieben noch bis vor 200 Jahren die Fischerei als Hauptbeschäftigung. Ackerbau und Viehzucht war später der Erwerbszweig. Molkenberg hatte auch eine Gutsherrschaft und die Ländereien übernahmen die Bewohner in Erbpacht. 1690 wurde der Ort ein Raub der Flammen.
Mit einem Vorwerk, einer Grützemühle, einer Bockwindmühle und einem königlichen Zollgeleite zählte Molkenberg 196 Einwohner, im Jahr 1818 waren es 256 Einwohner. 1826 erbaute der Kaufmann Borchmann in Neu-Molkenberg eine Ziegelei, welche später durch den Unternehmer Holstein in eine Dampfziegelei umgebaut wurde. Am 6. Mai 1840 äscherte eine Feuersbrunst binnen einer halben Stunde das ganze Dorf ein, nur ein Backhaus und ein Holzgitter auf dem Friedhof blieben stehen. Die Kirche wurde 1844 / 1845 wieder aufgebaut. 1882 erfolgte der Bau der Landstraße Rathenow - Sandau und 1890 die Gründung der Molkereigenossenschaft und der Bau der Molkerei. Das Gebäude steht noch heute und diente lange Zeit als Wohnraum, jetzt hat es ein gemeinnütziger Verein übernommen.
Heute zählt Molkenberg zu einem Ortsteil von Schollene und hat rund 137 Einwohner. Der Ort ist für seine Vielzahl an Störchen bekannt, die hier Jahr für Jahr ihre Nistplätze aufsuchen. Von Molkenberg aus kann man viele interessante Rad – und Wanderrouten einschlagen. So bietet sich zum Beispiel eine Tour auf den Haveldeichen Richtung Warnau an, auf der man oft interessante Vogelbeobachtungen machen kann. Kulturelles kann man im rund 2km entfernten Schollene erleben. Der Besuch in der Museumsscheune oder in der alte Bockwindmühle zeigen neben der Geschichte der Gemeinde auch viele Sachen wie den Wandel des Handwerks, der Landwirtschaft, der Leben und Wohnen und auch der Flora und Fauna der Region.
Ortsteil Neuwartensleben
Neuwartensleben
1817 verkaufte der Graf von Wartensleben aus Schollene ein Landstück seines Besitztums am Rand der Klietzer Heide an 20 Familien. Diese stammten vornehmlich aus dem Westhavelland (Wassersuppe, Ferchesar ). Sie erhielten eine 5 ha große Parzelle und errichteten sich ihre Hofstelle, die durchschnittlich 100 m voneinander entfernt lag. Somit erstreckte sich das auch als "Fürstentümer" bezeichnete Dorf mit ehemals 6 Parzellen über 2 km entlang des Poltergrabens in Nord- Süd- Richtung.
Viele Kolonisten arbeiteten hart auf dem Gut Nierow, später suchten sie Brot und Erwerb im Rittergut Mahlitz beim Herrn von Katte. Trotz des mühevollen Lebens auf dem kargen Sandboden bauten sie sich 1845 ihre eigene Schulstelle. 1897 jedoch wurde mit staatlichen Mitteln ein massives Schulhaus errichtet. 1945 waren alle 8 Jahrgänge in einem Raum untergebracht und wurden von Herrn Hermann Ehrecke unterrichtet. 1946/47 stieg die Zahl der Schüler auf 70 an, nachdem viele Flüchtlinge und Vertriebene in den Ort kamen. Der Unterricht musste nun in Schichten durchgeführt werden. 1953 wurden die Schüler von der Zentralschule Schollene übernommen.
Neuwartensleben hatte auch eine eigene Wirtschaft mit einem Kolonialwarenladen.
Ortsteil Nierow
Nierow - Elshof
Nierow war ein Vorwerk, welches dem Grafen von Wartensleben gehörte, dem damaligen Besitzer des Schollener Schlosses. Die Kolonisten aus Neuwartensleben waren zum Teil seine Arbeiter, die alles vom Gut Nierow erhielten: Holz zum Bauen, Pferde zur Landbestellung, zum Einfahren der Ernte und zum Holzholen. Dafür mußten sie zur Roggenernte wochenlang mit der Sense mähen und ihre Frauen hinter ihnen die Garben binden. Gedroschen wurde im Winter in den großen Scheunen in Nierow mit dem Flegel von morgens bis abends im Laternenschein. Der Gutsbesitzer hieß Wiedenkopf. Er und sein Bruder ließen die Nierower Häuser erbauen. Der nachfolgende Besitzer Knobbe bewohnte 1866 das Gutshaus, war dann verschuldet und erhängte sich. Paulsen war letzter Besitzer des Gutes bis Kriegsende 1945. Durch die Bodenreform wurde es aufgeteilt. Es entstanden 5 Neubauerngehöfte. Nach Gründung der LPG wurden ein Schweineproduktionsbetrieb und ein Rinderstall für 90 Kopf Milchvieh aufgebaut. Mit Umbildung zu den Agrargenossenschaften wurde der Betrieb eingestellt.
Das Gutshaus des Elshofes liegt idyllisch und abgeschieden ca 1 km vom Ortsteil Nierow entfernt. 1920 brannte das alte Fachwerkgebäude ab, ein neues Gutshaus wurde aufgebaut. Das Gut umfaßte etwa 50 ha Land, 2 Ställe und eine Scheune und gehörte einem Dr. Mehler aus Berlin. Dieser bot bis Anfang der 30er Jahre 15 - 20 behinderten Kindern und Jugendlichen ein zu Hause. Dann erwarb Familie von Gymnich das Anwesen. Inzwischen wechselten weitere Besitzer.
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